Erdbeben
Zu den gefürchtetsten Katastrophen gehören Erdbeben und deren Begleiterscheinungen. Manchmal entstehen sie durch Vulkanausbrüche, Bergstürze oder einstürzende Hohlräume. Die weitaus häufigere Ursache ist jedoch die Verschiebung der Kontinentalplatten.
Verschiebung der Kontinentalplatten
Die Erdkruste (Lithosphäre) ist in unterschiedlich große Platten zerbrochen, die im Wesentlichen unsere Kontinente bilden. Durch Strömungen in ihrem zähflüssigen Untergrund verändern sie, wie ein Floß, ständig ihre Lage. Wenn sich Platten aufeinander zu, voneinander weg oder aneinander vorbei bewegen, werden enormer Druck, Zug und Spannung aufgebaut - vor allem wenn sie sich ineinander verhaken. Wenn die Spannung zu groß wird, brechen die verhakten Teile ab und die Platten bewegen sich plötzlich ruckartig weiter - ein Erdbeben entsteht.
Messung der Erdbebenstärke
Die meisten Beben sind glücklicherweise nicht besonders stark und für Menschen kaum spürbar. Einige wenige treten aber mit gewaltiger Kraft auf und verursachen enorme Schäden. Sie werden als Großbeben eingestuft und können ganze Dörfer oder große Teile von Städten vernichten.
Die Wissenschaft, die sich mit Erdbeben beschäftigt, heißt Seismologie (griechisch seismos = Erschütterung). Mit einem sehr empfindlichen Gerät, dem Seismografen, lassen sich Zeit und Stärke eines Erdbebens aufzeichnen.
Über viele, auf der ganzen Welt verteilte Seismografen, kann anhand der Zeitunterschiede sogar ziemlich genau der Ursprung bestimmt werden. Der Punkt auf der Erdoberfläche direkt über dem Ursprung des Erdbebens (Hypozentrum) wird Epizentrum genannt - meistens ist dort das Beben am stärksten.
Richterskala
Die Stärke eines Erdbebens wurde meistens mit Hilfe der Richterskala angegeben. Dabei wird die Größe des Ausschlages eines Seismographen bewertet. Umso größer die Schwingungen sind, umso höher ist der Wert und somit die Stärke des Bebens. Das zu erwartende Zerstörungsausmaß kann anhand der Richterskala abgeschätzt werden.
Da die Richterskala bei höheren Werten allerdings ungenau ist, wird heute meistens die dafür besser geeignete Momenten-Magnituden-Skala verwendet.
Gefahren
Erdbeben sind deshalb so gefürchtet, weil sie meistens ohne Vorankündigung auftreten und daher kaum Zeit zum Reagieren lassen - nur manchmal gibt es kleinere Vorbeben.
Das gefährliche an Erdbeben ist nicht immer nur das Beben selbst sondern seine direkten Folgen:
- In Städten können Gasleitungen zerstört und das ausströmende Gas durch defekte Stromleitungen entzündet werden - Explosionen und Großbrände sind die Folge.
- Durch ein Beben kann lebensnotwendige Infrastruktur wie die Wasserversorgung oder die Stromzufuhr beschädigt werden.
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Schlimm kann es werden, wenn Atomkraftwerke betroffen sind und Radioaktivität austritt.
Dies ist
z. B. 2011 in Fukushima (Japan) bei einem extrem starken Beben geschehen. -
Einstürzende Brücken und Gebäude machen es den Hilfskräften schwer zu den Opfern vorzudringen.
- Gibt es viele Todesfälle, ist die Gefahr der Entstehung von Seuchen sehr groß.
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Erdbeben, deren Ausgangspunkt (Ursprung/Hypozentrum) unter dem Meeresboden liegt, haben oft riesige Wellen zur Folge.
Diese sogenannten Tsunamis (siehe Abb.8) können ganze Küstengebiete verwüsten.
Es gibt noch viele weitere Gefahren und vor allem bleibt es oft nicht nur bei einem Beben. Meistens kommt es nach dem Hauptbeben noch zu mehreren Nachbeben. Diese sind zwar schwächer, können aber vorgeschädigte Gebäude endgültig zum Einsturz bringen.
Tsunami
Erdbeben, deren Ausgangspunkt unter dem Meeresboden liegt, werden auch Seebeben genannt. Sie unterscheiden sich nicht in ihrer Entstehung, wohl aber in ihrer Auswirkung.
Durch die Erschütterungen der Erdkruste werden Meereswellen verstärkt. Sie türmen sich in der Folge zu einer gigantischen Flutwelle auf, die Tsunami genannt wird. Ein Tsunami kann weit über die Uferlinie hinweg in das Landesinnere eindringen.
Beim Vordringen aber auch beim Zurückweichen richtet er meist große Zerstörung an. Wenn der Tsunami eine ahnungslose Bevölkerung trifft, kann es vorkommen, dass die Menschen durch die ungewöhnliche Veränderung des Meeres sogar angelockt werden. Vor dem Eintreffen der Welle an der Küste, zieht sich das Wasser nämlich oft weit zurück. Die Menschen sind fasziniert von dem Schauspiel und ahnen nicht die drohende Gefahr. Sie versäumen es daraufhin, die verbleibenden Minuten bis zur Ankunft der Welle zu nutzen, um sich auf höher gelegenes Gelände zu retten.
Ratschläge zum Verhalten
- Erdbebenwarnung bedeutet gleichzeitig Tsunami-Gefahr an der Küste.
- Wenn sich das Wasser völlig unerwartet rasch zurückzieht - höchste Gefahr!
- Sofortige Flucht in das Landesinnere in ein möglichst höher gelegenes Gebiet (Hügel).
- Letzte Rettung kann vielleicht das Dach eines höheren und stabilen Gebäudes sein.
- Bungalows, normale Häuser, Bäume etc. sind keine geeigneten Zufluchtsorte.
- Beachtung der Tiere, da diese die Gefahr oft instinktiv erkennen und flüchten.
- Keinesfalls mit Schiffen die Küste/den Hafen aufsuchen, sondern das offene Meer ansteuern - dort läuft der Tsunami unter den Schiffen durch.
Sicherer Schutz vor Tsunamis in flachen Küstengebieten ist kaum erreichbar - die Besiedlung dieser Regionen birgt immer ein Risiko.
Besonders erdbebengefährdete Gebiete
Die Häufigkeit und Örtlichkeit von Beben sind auf der Erde unterschiedlich. Besonders gefährdet sind die Küsten rund um den Pazifik (zirkumpazifische Zone). Dieses Gebiet wird oft als Feuerring bezeichnet. Erdbeben und Vulkane treten hier gehäuft auf.
Auch im Mittelmeer gibt es eine sogenannte Bruchzone (mediterrane Bruchzone). Die längste Bruchzone befindet sich am Meeresboden des Atlantik. Hier driften unter anderem die nordamerikanische und eurasische Platte auseinander. Magma dringt nach oben und bildet den mittelozeanischen Rücken.
Kalifornien
Der amerikanische Bundesstaat Kalifornien ist immer wieder Erschütterungen ausgesetzt. In dieser Region schieben sich die Pazifische Platte und die Nordamerikanischen Platte aneinander vorbei. Eine zur Gänze an Land verlaufende Bruchzone, die San-Andreas-Verwerfung, ist die Folge.
Sie zieht sich über
Japan
Im Bereich von Japan verschieben sich gleich vier Platten gegeneinander und daher ist der Inselstaat besonders oft Erschütterungen der Erde ausgesetzt. Eines der folgenschwersten Beben ereignete sich 2011 mit dem Epizentrum an der nördlichen Ostküste der Insel Honshu (größte Insel Japans). Es ist in die Geschichte als Dreifachkatastrophe eingegangen:
- Mit der Magnitude 9,1 ist es das schwerste, je in Japan gemessene Erdbeben.
- Der durch das Erdbeben ausgelöste Tsunami hatte Auswirkungen auf den ganzen Pazifikraum.
- Das Beben und der Tsunami lösten eine nukleare Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima aus.
Schutzmaßnahmen
Besonders die japanische Bevölkerung hat aus den Katastrophen gelernt. Die Menschen versuchen sich mit diversen Maßnahmen für die Zukunft so gut wie möglich zu schützen. Richtiges Verhalten im Falle eines Bebens wird besonders in Schulen, Fabriken und Büros immer wieder geübt.
Neue Bauweisen entstanden:
- Häuser mit beweglichen Wänden (für kleinere Wohnungen).
- Hochhäuser mit computergesteuerten Schwingungstilgern und Gelenken zwischen den Etagen.
- Basisisolierte Bauwerke, die beinahe unabhängig von Schwingungen des Untergrundes sind.
- Bewegliche Verbindungselemente an Brücken, die Schwankungen ohne zu brechen überstehen.
- Leicht zugängliche Gas- und Stromanschlüsse und deren Schutz durch feuersichere Räume.
Für wichtige Objekte wie Krankenhäuser, Staudämme und Kraftwerke gelten besonders strenge Bau- und Betriebsvorschriften.
Von großer Bedeutung für alle gefährdeten Gebiete, ist die Einführung eines Frühwarnsystems. Es beruht auf vielfachen Messungen der Bewegungen der Erdoberfläche mittels Sonden.
Überschreiten die gemessenen Werte eine bestimmte Stärke, können Sofortmaßnahmen eingeleitet werden:
- Warnung der Bevölkerung.
- Großräumige Abschaltung der Gas- und Stromzufuhr innerhalb weniger Sekunden.
- Abschaltung von Atomreaktoren.
- Alarmierung/Aktivierung der Feuerwehr- und Rettungseinrichtungen.
- Bereitschaftsstellung der Ärzte und Einsatzgeräte in den Krankenhäusern.
- Einsatz des Militärs zum Aufbau von Zelten, Verpflegungseinrichtungen, Absperrungen und Hilfe bei der Flucht aus dem gefährdeten Gebiet.
- Bereitstellung von Hubschraubern und tauglichen Fahrzeugen zur Evakuierung der betroffenen Menschen.