Zugvögel

Im Herbst sieht man große Vogelschwärme nach Süden ziehen, da manche Vogelarten nur den Sommer in Mitteleuropa verbringen. Andere Vögel kommen nur den Winter über aus dem Norden zu uns. Weiters gibt es Vogelarten, die das ganze Jahr am gleichen Standort verbringen, andere kann man nur auf der Durchreise beobachten.

Arbeitsmittel

Zugvögel und Standvögel

Zugvögel zeichnen sich dadurch aus, dass sie jedes Jahr von ihren Brutgebieten in ihre Winterquartiere und dann wieder zurück fliegen. Vögel, die das ganze Jahr über am gleichen Ort bleiben, nennt man Standvögel. Beispiele für Standvögel sind Elstern, Kohlmeisen und Eichelhäher.

Elster
Elster
Kohlmeise
Kohlmeise
Eichelhäher
Eichelhäher

Gründe für den Vogelzug

Der Hauptgrund für den Vogelzug ist das Nahrungsangebot. Beispielsweise finden Würmer- und Insektenfresser bei unseren klimatischen Bedingungen im Winter keine Nahrung. Daher fliegen Zugvögel im Herbst in warme Gebiete im Süden und überwintern dort. Beispiele für Zugvögel, die im Sommer bei uns brüten und im Winter in den Süden ziehen, sind Rauch- und Mehlschwalbe, Mauersegler, Weißstörche, Nachtigall und Kuckuck.

Mauersegler
Mauersegler
Mehlschwalbe
Mehlschwalbe
Nachtigall
Nachtigall
Kuckuck
Kuckuck

Als Gastvögel bezeichnet man Zugvögel, die in einem bestimmten Gebiet vorkommen, aber in diesem nicht brüten. Das heißt, sie suchen das Gebiet hauptsächlich wegen des Nahrungsangebots auf. Wintergäste in Mitteleuropa sind Zugvögel aus dem Norden. Sie kommen zu uns, weil sie hier im Winter mehr Nahrung finden können. Ein bekannter Wintergast ist die Saatkrähe, die im Winter aus Russland zu uns kommt. Weitere Beispiele für Wintergäste sind die Saatgans, der Bergfink und die Lachmöwe.

Saatkrähe
Saatkrähe
Saatgans
Saatgans
Bergfink
Bergfink
Lachmöwe
Lachmöwe

Darüber hinaus können wir Vögel in Österreich beobachten, die hier nur auf der Durchreise sind (man bezeichnet sie als Durchzügler). Diese rasten am Weg in ihr Sommer- oder Winterquartier bei uns. Beispiele für Durchzügler in Mitteleuropa sind die Graugans und die Zwergmöwe.

Graugans
Graugans
Zwergmöwe
Zwergmöwe

Durch Klimaänderungen kann es auch zu Änderungen im Nahrungsangebot kommen, weshalb es Vogelarten gibt, die nicht jedes Jahr ziehen oder ihr Zugverhalten geändert haben (d. h. sie sind früher in den Süden gezogen und bleiben heute den Winter über bei uns).

Zugstrecken

Man teilt die Zugvögel nach der Länge ihres Weges ins Winterquartier ein. Kurzstreckenzieher entfernen sich meist nicht weiter als 2 000 Kilometer von ihrem Brutgebiet. Langstreckenzieher fliegen über 4 000 Kilometer bis sie in ihrem Winterquartier ankommen. Die Küstenseeschwalbe legt sogar 36 000 Kilometer zurück, um vom Nordpol an den Südpol zu gelangen!

Küstenseeschwalbe
Küstenseeschwalbe

Die folgende Karte zeigt europäische Zugvögel. Nur wenige Zugvögel fliegen immer die gleiche Strecke. Die meisten wählen verschiedene Routen in den Süden, sie wählen aber bevorzugt eine Strecke über Land (und vermeiden damit den Weg über das offene Meer).

Ein Beispiel für einen Kurzstreckenzieher ist das Rotkehlchen. Manche Rotkehlchen bleiben auch im Winter bei uns, viele überwintern aber von Oktober bis März im Mittelmeerraum und im Nahen Osten, da sich diese Vögel hauptsächlich von Würmern, Insekten und Spinnen ernähren und sie sich in diesem Zeitraum im Süden besser mit Nahrung versorgen können. Rotkehlchen, die den Winter über bei uns bleiben, ernähren sich hauptsächlich von Nahrung, die wir Menschen ihnen z. B. in Futterhäuschen zur Verfügung stellen.

Der Weißstorch ist ein Beispiel für einen Langstreckenzieher. Weißstörche fliegen in unterschiedliche Gebiete in Afrika. Vögel, die bis nach Südafrika fliegen sind bis zu 15 Wochen unterwegs, um an ihr Ziel zu gelangen. Die Rauchschwalbe ernährt sich von Fluginsekten und überwintert daher in Mittel- und Südafrika.

Flugverhalten

Manche Vögel wie Weißstörche ziehen tagsüber, andere hingegen nachts, z. B. die Singdrossel. Nur wenige Vögel wie der Kuckuck ziehen alleine, die meisten fliegen in einer Gruppe. Der gemeinsame Vogelzug bietet den Vögeln Schutz (z. B. vor Fressfeinden) und Unterstützung, da der Vogel an der Spitze die Richtung vorgibt und manche Flugordnungen das Fliegen erleichtern. Es gibt Vogelarten, die ungeordnet in einem Schwarm fliegen (z. B. Stare und Schwalben). Bilden die Vögel in der Luft eine bestimmte Ordnung, spricht man von einer Flugformation. Enten fliegen in einer Kette oder einer Reihe, Schwäne ordnen sich in einer Staffel an, Wildgänse bilden einen Keil (V-Formation).

Singdrossel
Singdrossel
Wildgänse fliegen in einer V-Formation.
Wildgänse fliegen in einer V-Formation.
Vogelschwarm bei Sonnenuntergang
Vogelschwarm

Bei der Keilformation gibt der Vogel an der Spitze die Richtung vor. Durch die Luftwirbel, die ein Vogel mit seinen Flügeln erzeugt (man spricht von einer Wirbelschleppe), erhält der versetzt dahinter fliegende Vogel Auftrieb und spart dadurch Kraft. Da der Leitvogel nicht von diesem Prinzip profitieren kann, wird er immer wieder abgelöst, damit er sich erholen kann.

Wie orientieren sich Zugvögel?

Die Forschung untersucht, woran sich Vögel beim Vogelzug orientieren. Je nach Zugverhalten verwenden manche Vogelarten dazu den Stand der Sonne, andere den Sternenhimmel. Auch die Orientierung am Magnetfeld der Erde (man spricht vom Magnetsinn) konnte bei manchen Vögeln durch Forscher und Forscherinnen gezeigt werden. So scheint der Magnetsinn von Rotkehlchen in deren rechtem Auge zu sitzen. Vögel nutzen auch Orientierungspunkte in der Landschaft wie Flüsse, Seen, Berge, Täler und Küsten um sich zu orientieren. Es gibt auch Hinweise darauf, dass manche Vögel vom Menschen gemachte Punkte in der Landschaft (z. B. Autobahnen) zur Orientierung nutzen. Die Beleuchtung von Menschen kann Zugvögel aber auch in ihrer Orientierung stören. Den negativen Einfluss von nächtlicher Beleuchtung auf Lebewesen nennt man Lichtverschmutzung. Man hat festgestellt, dass sich bei Nacht ziehende Vögel aufgrund von sehr heller Beleuchtung schlechter orientieren können und manche Vögel sogar in die grell erleuchteten Gebäude fliegen und sich dabei auch verletzen können.

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